Wir brauchen dringend einen erweiterten Demokratiebegriff.
Formal sind die westlichen Staaten Demokratien, weil sie die wesentlichen Elemente einer Demokratie aufweisen, also freie Wahlen und Abstimmungen nach dem Mehrheitsprinzip. Dabei werden jedoch Minderheiten respektiert und Grund- und Menschenrechte garantiert.
Demokratie bedeuet Volksherrschaft. Aber herrscht in den Parlamenten auch wirklich „das Volk"? Oder herrscht dort nicht doch das, was nach landläufiger Meinung überall herrscht, nämlich schlichtweg das Geld, zuweilen auch die „Macht des Faktischen" genannt? Eine Macht, die ParlamentarierInnen zu so genannten „marktkonformen" Entscheidungen zwingt?
Jedenfalls sieht man: Die Macht der Parlamente ist doch recht begrenzt. Solange die Wohlfahrt der meisten Wählenden von einem bereitgestellten Arbeitsplatz abhängt, wird auch die Wiederwahl einer Partei oder einer Regierung wesentlich von den bereitgestellten Arbeitsplätzen abhängen. Damit sind Parteien und Regierungen erpressbar. Das bleibt so, solange die Mehrzahl der Menschen sogenannte Arbeitnehmer oder Arbeinehmerinnen sind. Die Arbeitsplätze, die sie als Lohnabhängige brauchen, schaffen sie sich nicht selber und werden normalerweise auch nicht von der Regierung geschaffen. Arbeitsplätze erfordern in der Regel Investitionen. Kapitaleigner und Unternehmer in der freien Wirtschaft schaffen diese Arbeitsplätze. So kommt keine Regierung, sei sie noch so demokratisch gewählt, an den Kapitaleignern als den Eigentümer der Arbeitsplätze und damit den Inhabern der Macht des Faktischen vorbei. Marktkonforme Entscheidungen der Parlamentarier zum Vorteil der Kapitaleigner sind zwangsläufig das Resultat dieser Konstellation.