Der Kapitalismus, die Menschen und die Erde
In einer freien Marktwirtschaft, so wird gesagt, ermöglichen Kapitalisten auch Wohlstand für andere, indem sie ihnen Arbeit und dadurch Einkommen verschaffen. Die Ansammlung von Kapital, um die sich Kapitalisten bemühen, treibt die wirtschaftliche Entwicklung voran und kann allen nützen. Jedes größere Produkt, jedes Haus, jedes Auto, jeder Arbeitsplatz setzt zu seiner Herstellung angesammeltes Kapital voraus. Das positive Ideal des Kapitalismus (und der Marktwirtschaft sowieso), das aber nur selten zu hören ist, lautet: Diejenige Person, die ihr Kapital und ihre Kräfte im Markt dorthin schickt, wo sie am besten honoriert werden, die schickt sie automatisch dorthin, wo sie für andere den größten Nutzen schaffen. Dass dieses Ideal teilweise pervertiert ist, trübt das Ideal aber hebt es nicht auf. Das Funktionieren des Marktes, also das Spiel von Angebot und Nachfrage, kommt vor allem dann an seine Grenzen, wenn die Marktteilnehmenden nicht frei sind in ihrem Handeln. Das ist z.B. der Fall wenn sich Monopole bilden: Konzentrationen von Marktanteilen und Kapital, oder auch wenn körperlich bedrohliche Armut herrscht. Dass der Markt aber im Prinzip funktioniert, erfahren Unternehmende täglich. Dass die Menschen in einem Marktsystem, wenn die Bedingungen einigermaßen gerecht sind, Reichtum ohne Ende produzieren, sehen wir alle.
Die Erde leidet unter den Menschen und Ihrem Wirtschaften, das ist nicht zu übersehen. Der Markt als isoliertes abstraktes Prinzip, sowohl im Waren- als auch im Kapitalverkehr, nimmt keinerlei Rücksicht auf irgendwen oder irgendwas. Wenn jeder und jede von uns Entscheidung ausschließlich danach trifft was vordergründig ihm oder ihr allein privat nutzt, vor allem finanziell, dann wird diese Kurzsichtigkeit schnell gefährlich für Mutter Erde. Glücklicherweise tun wir das aber nicht alle so konsequent, sei es aus Einsicht, aus Unfähigkeit oder einfach aus Desinteresse an einem hohen Kontostand. Die eingangs gestellte Frage, ob Kapitalismus gut oder böse ist, ist somit schnell beantwortet: Er ist so gut oder so böse wie wir, die Macher und Macherinnen im Markt, die Erzeuger, Händler, Kapitalisten und Verbraucher, gut oder böse sind. Und das ist doch eigentlich richtig; soll es nicht genau so sein, die Erde in der Verantwortung des erwachsenen Menschen? In der persönlichen Verantwortung einer jeden Person? Entspricht nicht genau das dem Ideal des Menschseins? Das Problem ist nur, dass damit die Uneinsichtigen die Lebensgrundlagen der anderen zerstören können. Da muss die Diskussion anfangen und die freie Marktwirtschaft ihre Grenzen finden.