Dienstag, 25. März 2014 von Christoph Prüm

Der Child Trust Fund

Kind

Ein Konto für jedes Kind

Der Child Trust Fund in Großbritannien ist der erste bereits realisierte Ansatz einer finanziellen Grundausstattung aller junger Menschen. Er kommt dem Grunderbe sehr nahe. Leider hatte er politisch keinen Bestand, weil er falsch finanziert war. Für jedes britische Kind, das zwischen Januar 2002 und Januar 2011 geboren wurde, konnte ein Konto angelegt werden, welches vom Staat mit maximal 1000 £ bezuschusst wurde. Auf das Konto können Familie und Bekannte bis zu 1200 £ pro Jahr einzahlen. Die Erträge dieses Kontos sind steuerfrei. Auf das zurückgelegte Geld kann erst mit dem Erreichen der Volljährigkeit und dann nur durch das Kind zugegriffen werden. Für das Geld gibt es keinen festen Verwendungszweck. Volljährige können selbst entscheiden, wie sie das Geld am besten einsetzen, um ihre Existenz zu bestreiten: entweder für ihre weitere Ausbildung, für eine Unternehmensgründung, zur Anschaffung eigener Immobilien oder einfach zur Mehrung ihres Kapitals, um schneller unabhängig und selbstständig zu werden.

 

Thomas Paine als Begründer der Idee

Der ursprüngliche Gedanke geht auf Thomas Paine zurück. Im Entstehungsprozess des Child Trust Funds der 2005 von der Labourpartei angestrengt wurde, rückte der Fokus jedoch immer weiter weg von einer gesünderen Vermögensverteilung hin zu einer Erziehungsmaßnahme für arme Familien, um diese zum Sparen zu ermuntern und Wissen über Finanzplanung zu vermitteln. Dies geschah trotz einer klaren Mehrheit der Labourpartei im Parlament, die wesentliche Kompromisse nicht nötig machte.
Den Nachfolger stellt der "Junior Individual Savings Account". Hierbei wird vom Staat nichts mehr zugezahlt. Und die Grenze bis zu der jährlich eingezahlt werden kann wurde auf 3600 £ angehoben.

 

Die Konzequenzen der späten Änderung

Das Verwaschen der Grundidee und die späteren Änderungen am Child Trust Fund hinlassen einen schalen Beigeschmack. Sie bedeuten nämlich eine Entwicklung weg von Solidarität und gleichen Startchancen hin zu einer Lehrmeisterhaltung gegenüber armen Familien. Dieser schale Geschmack wird noch verstärkt, bedenkt man die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen Großbritanniens – mit London als größten Finanzplatz der Welt – und die Tatsache, dass so arme Familien über steuerfreie Konten ermuntert werden der Finanzbranche durch Aktienkäufe oder Sparkonten ihr Geld zu Verfügung zu stellen. Nichtsdestotrotz hat dies zu einer steigenden Sparbereitschaft und langfristigerem Wirtschaften in breiten Schichten geführt.

Die Zahlungen der Regierung wurden mit der Begründung gestoppt, dass die jungen Menschen, die von den Zahlungen profitieren, dann später für die dadurch beim Staat entstanden Schulden aufkommen müssten.

Bei einer Finanzierung aus einer Erbschaftssteuer stellt sich dieses Problem nicht.

 

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ARD "Extra 3"

 

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ARD "Wie solidaisch ist Deutschland?"

 

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