Professor Kirsch schlägt den totalen Erbausgleich vor.
Guy Kirsch, emeritierter Professor der Volkswirtschaft, hat zum Abschluss seiner Laufbahn als Wirtschaftswissenschaftler eine kleine Bombe platzen lassen.
Bei den "Münchner Seminaren", einer Veranstaltungsreihe von Ifo-Institut und SZ, bekannte er sich zu einer 100%igen Erbschaftssteuer, die zu einer gleichmäßigen Ausschüttung an alle jungen Erwachsenen als deren Erbe verwendet werden soll. Dies sei die Konsequenz seiner "individualistisch-liberalen" Haltung, die jedem Individuum die gleiche Chance zugestehe. Er spricht den Vorfahren, bzw. den "Toten" wie er sagt, das Recht ab über die wirtschaftliche Stellung der lebenden Menschen zueinander entscheiden zu dürfen.
Es ist eine Frage der Ebenen. Guy Kirsch zieht mit seinem Vorschlag ein abstraktes logisches und zweifellos richtiges Argument aus einer idealistischen Ebene herunter in die Ebene des realen Daseins. Das ist uneingeschränkt mutig und lobenswert. Dennoch man muss sich bewusst sein, dass das nur ein Argument von vielen in der politischen Diskussion sein kann. Entsprechend versteht Herr Kirsch diesen Vorstoß auch vor allem als eine Grundlage für eine ergebnisoffene Diskussion. Er kann sich auch vorstellen, dass die Diskussion nichts ändern wird und die relevanten gesellschaftlichen Kräfte das heutige familienbezogene Erbrecht bestätigen werden. Aber dann, sagt er völlig zu recht, solle man dieses Erbrecht bzw. die ökonomisch weitgehend darauf aufgebaute Gesellschaft nicht eine liberale Gesellschaft nennen. Weiter warnt er eindringlich, dass dann, wenn das Problem der Chancenungleichheit nicht gelöst wird, diese Gesellschaft sehr schnell instabil werden kann.
Wir meinen, wenn diese provokante Forderung von Guy Kirsch einen bleibenden Effekt haben soll, dann muss darauf ein moderater, praktizierbarer Erbrechtsvorschlag folgen. Ein Vorschlag, der das von ihm in die Diskussion eingebrachte ideale Prinzip der Chancengleichheit in einen Prozess einbaut, der von großen Bevölkerungsteilen akzeptiert und mitgegangen werden kann. Mit dem Grunderbe legen wir diesen Vorschlag vor. Im weiteren Verlauf unserer Arbeit werden wir diesen durch praktisches Tun und Erproben untermauern.
Zum Pressebericht über den Vortrag von Professor Guy Kirsch:
http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/guy-kirsch-oekonom-fordert-prozent-erbschaftsteuer-1.2835005