Samstag, 22. Juni 2024 von Christoph Prüm

Drei im Glück

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Drei im Glück

Felix (32), Andreas (30) und Johanna (28) werden sich ziemlich sicher nicht für die Auslosung zum Grunderbe der Stiftung anmelden.  Das kommt davon, weil sie, wie die Wirtschaftswoche berichtet, im Laufe des Jahres  eine Beteiligungsfirma mit 3,5 Milliarden Jahresumsatz übernehmen. Geschenkt und vermutlich weitgehend steuerfrei. Da wären 20.000 € verständlicherweise lächerlich. Das finanzielle Glück der Drei kommt ausschließlich davon, dass sie mit Nachnamen Klatten heißen, und mit der Dame unten im Bild genetisch eng verwandt sind. Die Dame heißt Susanne Klatten und die Grundlage ihres noch viel größeren Vermögens ist ihr ebenfalls in jungen Jahren zugefallen. Genauso ohne Gegenleistung aufgrund der genetischen Verwandtschaft mit Herrn Herbert Quandt. Der wiederum hat sein Vermögen...(das ist auch egal)

Liest man das Interview, das Frau Klatten der Wirtschaftswoche gegeben hat, dann hat sie mit Ihrem Vermögen bisher nur Gutes bewirkt und im Sinn. Sie gibt BMW und den Beschäftigten dort Stabilität. Sie investiert in notwendige zukunftsweisende Technologien,  und vor allem fördert sie ganz aktiv den akademischen und unternehmerischen Nachwuchs und somit den Wirtschaftsstandort Deutschland. 

Das Problem ist grundsätzlicher Natur. Ohne das was sie tut irgendwie herabwürdigen zu wollen: Brauchen wir immer noch Wenige, die den Vielen Chancen ermöglichen? Mit einer wirtschaftlichen Macht die die Wenigen nie selber erworben haben, sondern die ihnen aufgrund zufälliger genetischer Verwandtschaft entstanden ist? Leben wir immer noch in einer Monarchie, in einer Staatsform mit vererbbaren Privilegien? Was unterscheidet am Ende Felix, Andreas und Johanna von den Kindern ihrer Angestellten? Oder denen der Nachbarn? Die Gene? Die besseren Gene gar? Welches Denken steckt dahinter?  Denkt da überhaupt jemand?

Die Leute, die mal meine Eltern waren, haben sich beide in ihrer Zeit im Faschismus schmutzig gemacht. Damals war viel von wertvollen und minderwertigen Genen die Rede, worüber wir heute erschrecken. Fängt der Faschismus aber nicht genau da an, wo ich meine eigenen Nachkommen so hoch bewerte, dass ich mich nicht geniere sie gleich vorab mit erheblicher Macht über das Leben anderer Menschen auszustatten? Sicher, der Unterschied zu der Ideologie, der meine Eltern zeitweise dienten ist natürlich erkennbar: Frau Klatten und ihr Nachwuchs betreiben nicht die Vernichtung der Menschen, die sie - das ist durch ihr Handeln belegt - als minderwertig einstufen, sondern teilweise sogar deren Förderung. Ich glaube ihnen auch, dass sie es dabei, aus ihrer Sicht zumindest, ein Stück weit ehrlich meinen. Aber die bodenlose Arroganz bleibt. Und der nicht-altruistische Teil ihrer Motivation bei der Förderung junger Menschen liegt ja auf der Hand: Es lohnt sich für sie finanziell. Zumindest mittelfristig: Ohne gute Nachwuchskräfte wär ihr Kapital am Standort Deutschland bald wenig wert.

Jedes Jahr werden in Deutschland Werte von 3 bis 400 Milliarden Euro von der scheidenden auf die jüngere Generation übertragen. Bei etwa einer Million Menschen in einem Jahrgang wären das bei theoretischer Gleichverteilung 3 bis 400.000 € pro Kopf. Ich weiß nicht, ob so eine Gleichverteilung sein müsste, aber jeder Mensch hat das Recht auf einen Anteil an der Welt in die er geboren wurde. Jeder Mensch hat das Recht auf einen Anteil der Erdengüter, die die Scheidenden nicht mitnehmen können und die die Lebenden notwendig brauchen - alle Lebenden. Sind die Chancen, die Frau Klatten mit ihrer Startup-Förderung einigen gibt, nicht genau die Chancen, die sie vielen anderen beim Erben und Vererben weggenommen hat und wegnimmt?  Das ganz natürliche Bemühen von Eltern, ihren Kindern gute Startchancen mitzugeben pervertiert bei den Summen, um die es z. B. im Fall Klatten geht. Pervertiert zu purem Machterhalt der Sippe über außenstehende Menschen. Die wenigen Prozent der Bevölkerung , die den größten Teil der Wirtschaft beherrschen, bleiben unter sich und lassen die ärmeren Bevölkerungsschichten für sich arbeiten. Ist es das worum es geht?

Wir als Gesellschaft sollten bald wach werden. Wenn das Vererben, das leistungslose Weitergeben wirtschaftlicher Macht, gewisse Werte übersteigt, dann ist es nicht mehr Privatsache, sondern ein Politikum. 

Kommentare

Christoph schrieb am 30.06.2024 um 15:59 Uhr:

@Christine Trübner: ich wollte nicht vom Thema ablenken. Selbst wenn ein Riesen-Vermögen „sauber“ erworben wurde, ist es notwendig, dass es beim Vererben gerechter verteilt wird.

Christine Trübner schrieb am 30.06.2024 um 12:45 Uhr:

Warum sollte das Wissen wie Quandt an seine Kohle kam verschwiegen bleiben???

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